Tuesday, January 24, 2006

Wissenschaft als Selbstbefriedigung (Oder: Nochmal Evolutionstheoriekritik)

Vorhin habe ich mich wieder einmal an einer laufenden Diskussion über die Auswüchse der 'Lehre Darwins vs. Gott' beteiligt. Ein Argumentationsversuch dort war: 'Die Darwinisten haben die Macht und unterdrücken die Meinung anderer in Wissenschaft, Schule und Gesellschaft. Aber bald haben alle das verstanden und stehen gemeinsam gegen die Unterdrückung auf.'
Abgesehen davon, dass mich das fatal an 'Man darf ja nix mehr sagen, aber ...' erinnert:

Wissenschaft ist kein Schönheitswettbewerb. Wenn jemand eine wissenschaftlich fundierte Meinung hat, die aber niemand teilt, dann ist das Pech! Das hindert aber niemanden, weiter Wissen durch ihre Benutzung zu schaffen. Wenn die herrschende Meinung unsinnig oder schlechter ist, dann wird sich das irgendwann darin zeigen, dass die bessere Meinung glaubhaftere Ergebnisse liefert. Das schöne an Wissenschaft ist ja, dass man auch in der Minderheit Recht haben kann. (und häufig genug auch hat: einer muss ja mal die richtige Idee haben und der ist per definitionem in der Minderheit)
Wissenschaftler sind leider keine Heiligen. Paradigmenwechsel kommen für gewöhnlich zu spät und das liegt durchaus auch daran, dass Wissenschaftler gern Forschungsgelder, Renomee und Stellen haben. In der praktischen Forschung ist es natürlich ärgerlich, wenn man seine Thesen nicht beweisen kann, weil die - von mir aus auch falsch liegende - Mehrheit keine Forschungsgelder locker macht. Einer Theorieentwicklung steht das aber erst einmal nicht im Wege.

Freiheit der Forschung heißt nicht, dass die Mehrheit Recht hat und heißt auch nicht, dass jeder gleich an begrenzten Mitteln partizipieren kann. Es heißt, dass jeder frei ist zu denken, was auch immer sein Hirn hergibt.
Sollte mich morgen der Blitz treffen und ich eine Theorie entwickeln, dass Gras wegen der kleinen Maler grün ist, die es nachts streichen und sollte ich daraus eine konsistente Weltsicht ableiten können, ist das großartig und sogar wissenschaftlich, selbst wenn alle anderen lachen.

Das musste ich mal los werden.

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