Der schon als sicher eingepreiste Regierungswechsel wird in erstaunlicher Ruhe und Gelassenheit erwartet. Gut, die Belegschaft des Berliner Regierungsviertels schäumt täglich neue Gerüchte über Kanzler-Rücktritt und Müntefering-Dämmerung auf. Doch außerhalb von Berlin-Mitte bewegt das niemanden so richtig. Die wahrscheinliche Rückkehr der Schwarzen an die Macht vollzieht sich ohne jede Erregung. Nicht einmal bei denen, die voraussichtlich demnächst das Land regieren werden, stellt sich ein höherer Pulsschlag ein. Nun haben sie Jahre lang darauf gebrannt, diese von einigen Unionisten immer noch als Irrtum der Geschichte, ja geradezu als widernatürlich empfundene Koalition vom Hof jagen zu können - doch jetzt, wo der Moment bevorsteht, hört man kein Triumphgeheul. Eher glaubt man, leichtes Fracksausen zu vernehmen.
[...]
Zu den Problemen kommt die bittere Erkenntnis, dass der Vertrauensvorschuss gering ist. Gut die Hälfte der Wähler erwartet, dass eine andere Regierung es auch nicht besser machen wird als die erschöpfte rot-grüne, deshalb wissen Union und FDP, dass vom Regierungswechsel keine Aufbruchstimmung ausgehen wird. Und das wiederum dämpft die Euphorie, mit der sie in die Ministerien drängen.
Da bahnt sich ein weitgehend emotionsfreier Machtwechsel an. Man kann sich darüber freuen, weil das für die Stabilität der Republik spricht. Oder eine Gänsehaut kriegen, weil das Land der kommenden politischen Zäsur so völlig kalt entgegen sieht.
Saturday, September 24, 2005
im berlin-blog des handelsblatt zeichnet hadamsky mitte juni ein merkwürdiges stimmungsbild der republik. der machtwechsel scheint sicher, aber so richtige euphorie, wechselstimmung oder großartige pläne scheint es nicht zu geben:
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